Wir haben bereits diverse Male über die zunehmende Plastik-Verschmutzung in den Meeren geschrieben. Es wird aber jeden Tag dringender, denn die Plastikmengen nehmen rasant zu. Viele Konferenzen scheinen nur das Ziel zu haben das Verbot von Einwegplastik hinauszuschieben. Getränkefabrikanten unternehmen fast nichts, junge Start-ups zeigen zwar auf, dass es Möglichkeiten gibt, aber bewegen wenig. Die Lösung kann also nur sein, dass wir als Verbraucher reagieren. Im Interesse der Natur, aber letztendlich auch im Interesse unserer eigenen Gesundheit.

Während unserer Mangroven-Pflanzungen haben wir das ganze Angebot an Meeresmüll täglich vor Augen. Von Fischernetzen über Plastiktüten, von Spielzeug über Blisterpackungen, von Getränkeflaschen über Haushaltsgeräte, von Flipp-Flopp-Latschen bis Babywindeln … Es ist ein Tsunami des Schreckens. Und das Meer arbeitet ohne Unterlass dieses Plastik zu feinen Körnchen zu zerreiben, sei es auf dem sandigen Meeresgrund oder durch Wellenkraft an den Steinen. So fein, dass es als Mikroplastik in die Nahrungskette gelangt. Zusätzlich wird das Meer mit Mikroplastik von synthetischen Textilien, dem Reifenabrieb der Autos und den Körperpflegeprodukten aufgefüllt. Fast nicht sichtbar, aber nicht weniger gefährlich. Alle Mikroplastikartikel enthalten zum Beispiel Pestizide, fluorierte Verbindungen, Flammschutzmittel und weitere Chemikalien, die im menschlichen Körper nichts zu suchen haben und mittelfristig zu Gesundheitsschäden führen können.

Wer meint, dass lediglich Fisch als Nahrungsmittel Mikroplastik enthält muss sich belehren lassen. Ob Sie Bier trinken, Reis essen oder Honig auf Ihr Frühstücksbrötchen streichen, immer ist Mikroplastik dabei. Und auch Obst und Gemüse ist nicht harmlos: Brokkoli und Karotten nehmen Nanoplastik über ihr Wurzelsystem auf.

Diese Mangroven könnten mit dieser Plastiklast nicht überleben, denn die Stromgeschwindigkeiten von Ebbe- und Flut zerren gewaltig an den Setzlingen.

Befreit von Plastik können die Pagatpat-Mangroven (Sonneratia alba) nun 100 Jahre wachsen und einen unermesslichen Beitrag zum Habitat und zur CO2-Einlagerung leisten.

Erschreckende Nachrichten kommen aus Wien. Im April dieses Jahres veröffentlichten Wissenschaftler, dass Mikround Nanoplastikpartikel es schaffen die Blut-Hirn-Schranke zu durchwandern und ins Hirn vorzudringen (https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/2023/default-34fee72b1e/winzige-plastikpartikel-gelangen-auch-ins-gehirn/).
Dass sie dort keinen Schaden anrichten ist wohl ein Wunschtraum.

Wir arbeiten auf den Philippinen, dem Land mit dem größten Eintrag von Plastik ins Meer weltweit. Es werden viele Programme gegen Plastik gestartet, viele Gemeinden denken bereits um, aber die Plastikflut verstärkt sich trotz aller Bemühungen. So haben hier die bekannten Softdrink-Hersteller ihre kleinen Flaschen fast alle durch Plastikflaschen ersetzt, was die Müllmenge nochmal erheblich steigert. Außerdem lässt das niedrige Einkommen nur Käufe für den täglichen Bedarf zu. Kaffee-, Zucker- und Shampoo sind in kleine Portionen eingeschweißt. Fünf Gramm Inhalt hinterlassen ein halbes Gramm Plastik.

Sind Lösungen in Sicht? Immer! Aber nur wenn wir unser Verhalten ändern. Wer zum Markt geht sollte mindestens eine Einkaufstasche bereithalten, wer irgendwo hinfährt Wasser mitnehmen um zu vermeiden Wasser in Plastikflaschen zu kaufen, was nebenbei die sicherste Aufnahmequelle für Nanopartikel in unseren menschlichen Körper ist, neben der Angewohnheit „coffe-to-go“ aus Plastikbechern zu trinken. Die Liste könnte beliebig verlängert werden, aber die meisten Menschen wissen bereits wo sie anzusetzen haben.

Bis sich der Sinneswandel einstellt bleibt nur das massive Einsammeln von Plastik. Wir sind bereits in zwei Gemeinden sehr aktiv: in San Isidro, wo wir auch Mangroven pflanzen und an der Dahican Beach in Mati, um den Schildkröten zu helfen. Aus diesem Plastik lassen wir unsere Schulstühle bauen in Davao bauen, die wir an die Schulen vergeben. Winchester Lemen, der Inhaber der Recycling-Firma in Davao, hat eine ganze Palette von Möbeln und Gegenständen aus recyceltem Plastik. Nach einem Fünf-Jahres-Versuch hat er nun eine Hauskonstruktion „freigegeben“, die der Witterung ausgesetzt war. Dieses kleine Haus ist in einem Tag aufgebaut und besteht aus Planken und Stützpfeilern im Winkelprofil um mehr Stabilität zu erzeugen. Alle Teile, bis auf die Verbindungslaschen aus Stahl, sind aus recyceltem Plastik und können zur Bearbeitung gebohrt, genagelt und gesägt werden. Die Wände und das Dachmaterial bestimmt der Geldbeutel des Hauseigentümers. Wer wenig Geld hat verwendet für die Wände Amakan, eine gewebte Bambusmatte die leicht und luftdurchlässig ist, wer etwas mehr Geld ausgeben kann Bambus, und wer es sehr gut meint Sperrholz. Für das Dach eignet sich Nipa-Gras, das auf den Philippinen sehr verbreitet und billig ist. Zwar hält es nur zirka drei Jahre, aber es ist besser als die „beliebten“ Wellblechdächer, weil sich ein Grasdach nicht aufheizt, also die Temperaturen im Haus erträglich bleiben, selbst um die Mittagszeit.

Wir versuchen, die Gemeinden einzubinden um diese Idee zu verbreiten. So bekommen die Menschen ein unverwüstliches Gerüst für ihr Haus, was selbst nach einem Taifun schnell wieder aufgebaut werden kann. Wer Interesse hat kann sich gerne melden. Wir konzentrieren uns auf unsere Bäume und Mangroven. Im Umfeld unserer Arbeiten gibt es zwar sehr viel zu tun, aber alle Mitarbeiter von Mama Earth sind ausreichend beschäftigt.

Im Bild rechts ist unser Partner für unsere Stuhlstühle, Winchester Lemen, der in Davao eine Recyclingfirma betreibt. Er hat diese Hauskonstruktion vor einigen Jahren konstruiert

und sie den philippinischen Wetterbedingungen fast fünf Jahre ausgesetzt. Test bestanden, lediglich die Metalllaschen sind verrostet, werden aber durch nicht rostende ersetzt.

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